Purple Schulz Zurück
Vorgeschichte
Purple Schulz kommt am 25.9.1956 in Köln zur Welt und erhält für 13 Jahre den
Vornamen Rüdiger. Ab dem 8. Lebensjahr erhält er darüber hinaus
Klavierunterricht, im Alter von elf Jahren kommt Orgelunterricht dazu. Unter dem
Einfluss von Uschi Nerkes Beatclub und zweier älterer Brüder entwickelt sich
sein Musikgeschmack. In den 60ern sind es vor allem The Who, die Rolling Stones
und die Beatles, die ihn faszinieren. Ende der 60er treibt er sich bereits in
einem Kölner Musikgeschäft herum und gibt vor, eine Orgel kaufen zu wollen.
Dabei nervt er die Verkäufer mit zahlreichen Interpretationen von „Child in
time“, was ihm den Spitznamen „Purple“ einbringt.
1972 steigt er in eine Band ein, die vorgibt, eine Orgel zu besitzen.
Tatsächlich entpuppt sich das Teil als ein defektes und nicht transportfähiges
Harmonium. Es wird ersetzt durch eine nicht transportfähige Orgel. Unter dem
Namen „D'accord“ gibt die Band am 31.3.1973 ihr erstes Konzert im
Köln-Junkersdorfer Jugendzentrum „Maghada“.
Da man in diesen Zeiten von Musik noch nicht leben kann(Gage: 50 - 250,- DM!!!)
wird die Zeit zwischen den Auftritten (ca. 360 Tage im Jahr) mit
Gelegenheitsarbeiten verbracht. Bei einem dieser Jobs bei der
Gebühreneinzugszentrale lernt Purple Schulz 1976 den Gitarristen Josef Piek
kennen.
Piek, geboren am 5.3.1957 in Köln, spielt seinerseits seit 1973 in verschiedenen
lokalen Bands und steckt bereits im Lehramtsstudium an der Kölner PH. Doch bis
beide zusammenkommen sollen noch ein paar Jahre vergehen. Die mittlerweile auf
sieben Mitglieder angewachsenen „D’accord“ spielen sich derweil mit eigenem
Material und beeinflusst von Bands wie Gentle Giant, King Crimson, Genesis und
Yes durch die Kölner Szene, bis 1979 der damalige WDR-Hörfunk- und spätere
ZDF-Unterhaltungschef Wolfgang Neumann jun. auf die Band aufmerksam wird. In der
Reihe „Rockstudio“ macht die Band ihre 1. Produktion für den WDR, damals noch
mit Gitarrist Ralf Engelbrecht (Zeltinger Band). Als Engelbrecht die Band
verlässt, nimmt Josef Piek dessen Platz ein.
Während Piek studiert, ist Schulz in Köln bei der Gründung von Deutschlands
erstem Stadtmagazin dabei, der „Kölner Stadt Revue“, die nach dem Vorbild des
Londoner Time Outs erscheint. Nach dortigen diversen Tätigkeiten als
Vertriebsorganisator und Musikredakteur wandert er bald ab zum Taschen-Verlag
und führt eine Zeit lang Deutschlands erstes Comic-Kaufhaus und Antiquariat
„Taschen Comics“ in Köln.
Die 80er
Zwei Jahre später (1981), in den Gründerjahren der
„Neuen deutschen Welle“ und in Anlehnung an den „Neue-Heimat-Skandal“, hat
Jürgen Thürnau, damals Angestellter des Gerig-Musikverlages (heute Manager der
Münchner Freiheit), die Idee, den alten Heintje-Titel „Ich bau dir ein Schloss“
neu aufzunehmen. Die dafür zusammengestellte Gruppe „Neue Heimat“ (u.a. Wolf
Maahn am Gesang) hat jedoch weder Lust noch Zeit unter diesem Namen für
Fernsehauftritte zur Verfügung zu stehen, und so kommt es, dass Musiker aus dem
„D’accord“-Umfeld diese Jobs wahrnehmen. Als Piek und Schulz im Studio an ihrem
1. Album arbeiten, werden sie vom Verlag gefragt, ob sie dieses Album nicht
unter dem Namen „Neue Heimat“ veröffentlichen wollen. Die beiden gehen auf den
Vorschlag ein, in der irrigen Annahme, mit einer Single in den Charts wäre es
einfacher, ein Album zu verkaufen.
1882 erscheint „Die Härte“, das 1.Album von „Neue Heimat“ bei
Metronome.
Der Schrei in der Stille
1983 erscheint das Album „Hautnah“ bei EMI. Auch dieses Album
verkauft sich mehr schlecht als recht, obwohl auf ihm der spätere Superhit
„Sehnsucht“ schlummert (als letztes Stück auf der B-Seite). Außer Schulz scheint
das niemand zu wissen, bis nach einem Jahr der Kölner Manager Manfred Schmidt
auf die Band aufmerksam wird. Schmidt, der seinerseits schon CAN zum Durchbruch
verhalf, macht sich zusammen mit Herbert Grönemeyer bei der EMI dafür stark, den
Titel als mittlerweile 3.Single auszukoppeln. Purple Schulz und Josef Piek haben
endlich Rückenwind. Allerdings entschließt sich Schulz, die Vocals für
„Sehnsucht“ neu zu singen. Bei der Originalaufnahme von 1983 weinte er echte
Tränen, die er gerne durch eine neutralere Aufnahme ersetzen möchte.
Unerträglich erscheint ihm die Vorstellung, den damals authentischen
Gefühlsausbruch vor laufenden Fernsehkameras zum Playback zu imitieren. Die
Single wird Ende Oktober 1984 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt löst sich die
Band „Neue Heimat“ auf, der Keyboarder Freddy Böhmer und Bassist Hagü Schmitz
gingen fortan eigenene Wege. Purple Schulz, Josef Piek und der damalige
Schlagzeuger Dieter Hoff haben bereits das nächste Album in der Tasche. Die
Songs für „Verliebte Jungs“ sind alle vorproduziert. Die Veröffentlichung muss
jedoch wegen des enormen Erfolgs von „Sehnsucht“ warten.
Mit knapp 500.000 Verkäufen incl. Remix behauptet sich der Titel mehrere Wochen
in den Top-Ten der Media Control Charts (höchste Plazierung : 5). Das bringt den
Kölnern eine Auszeichnung mit der Goldenen Europa 85 (später werden es insgesamt
ca. 1,5 Mio. Veröffentlichungen incl. Kopplungen auf Samplern sein). Speziell in
der ehemaligen DDR wird dieser Titel mit dem Schrei „Ich will raus!“ zur
inoffiziellen zweiten Nationalhymne.
Von nun an gibt es das Album mit zwei identischen Covers, die sich nur durch den
Schriftzug voneinander unterscheiden. Das originale trägt die Aufschrift „Neue
Heimat“, während auf der Neuauflage bereits der Schriftzug „Purple Schulz & die
Neue Heimat“ prangt. Doch auch das dient nur der Übergangsphase bis zur
Veröffentlichung von „Verliebte Jungs“. Denn der Name für die Zukunft steht
schon lange fest: „Purple Schulz“.