Der Salsa
Salsa ist ein moderner Gesellschaftstanz mit Ursprung in den USA (New York)
und Lateinamerika, der meist als Paartanz getanzt wird, aber auch als
Formationstanz, Rueda de Casino genannt, auftritt.
Entstehungsgeschichte
Wie die Salsa-Musik selbst ist auch der dazugehörige Tanz das Ergebnis einer
Fusion afrokaribischer und europäischer Tanzstile.
Die europäischen Ursprünge sind im englischen Kontratanz des 17. Jahrhunderts zu
finden. In vielen Figuren stand das Paar sich dort in der Standardtanzhaltung
der Gesellschaftstänze gegenüber: Die Dame legt ihre linke Hand auf die rechte
Schulter des Herrn, der Herr seine rechte Hand auf ihr linkes Schulterblatt, die
freien Händen treffen sich in der Luft. Der Kontratanz war ein Gruppentanz. Wie
im Square Dance gab es einen Caller (engl. „Rufer“), der den Paaren im Saal die
zu tanzenden Figuren zurief. Der Caller konnte sich im Laufe eines Stückes aber
auch zurückziehen und die Paare sich selbst und der Musik überlassen. Die
meisten Figuren umfassten zwei 4/4-Takte, also 8 Taktschläge. Ende des 19.
Jahrhunderts individualisierte sich der Tanz zum Paartanz im Danzón.
Die französischen und spanischen Kolonialherren führten ihre Tänze in die
Karibik ein. Hispaniola war ab dem 18. Jahrhundert eine in zwei Teile geteilte
Insel: „Saint Domingue Francés“ (heute: Haiti) im Westen und „Santo Domingo
Español“ (heute: Dominikanische Republik) im Osten. Französische Siedler und
ihre Sklaven flohen zunehmend vor den anhaltenden Unruhen und Grenzübergriffen
auf den östlichen Teil Kubas und brachten ihre Tänze und ihre Musik mit. Dort
kam es dann zu Vermischungen mit afrikanischen Trommel- und Tanztraditionen. Im
Gegensatz zu spanischen Sklaven besaßen die französischen wesentlich mehr
Freiheit zur Wahrung ihres kulturellen und religiösen Erbes. Diese Traditionen
spielten insbesondere bei religiösen Feierlichkeiten eine gewichtige Rolle.
Musik wurde hier verstanden als Gemeinschaftserlebnis, an dem verschiedene
Gruppen partizipierten. Einige Trommler spielten einen sich immer wiederholenden
Rhythmus, während andere eigene Rhythmen untermischten, die mit den jeweiligen
Gottheiten identifiziert wurden. Diese Rhythmen konnten sehr komplex sein und
wurden im Laufe der Session immer weiter synkopiert und variiert, so dass die
Gefahr bestand, sich zu verlieren. Aus diesem Grunde spielte ein Vortrommler die
Clave – einen Grundrhythmus, an dem sich alle anderen orientieren. Solange die
Clave erklang, waren alle Trommler trotz ihrer Polyrhythmik synchron.
Die Zuschauer, die keine Trommeln hatten, blieben indes nicht untätig. Sie
unterstützten die Rhythmen durch Stampfen der Füße auf den Boden oder Klatschen
der Hände. Wer nicht stampfte oder klatschte, ging die Rhythmen mit dem Körper
nach: durch Bewegungen mit Schultern, Oberkörper, Hüften, Knien, usw. Solche
Trommel- und Tanzelemente fanden nun Eingang in den Gesellschaftstanz. Sie
wurden von der elitären Oberschicht in Kuba jedoch immer mit Misstrauen
betrachtet: zu viel afrikanische Bewegungen im Tanz galten als „niedere
Tanzform“ der unteren Klassen. Der Danzón hat sich mit seinen ruhigen und
ausdrucksvollen Bewegungen bis in die Gegenwart erfolgreich dagegen gewehrt und
auch im kubanischen Son unterscheidet man zwischen dem städtisch-eleganten „Urbano“,
wo der Mann oft nur stehen bleibt und die Frau um sich herumführt, und dem
ländlichen „Montuno“ mit viel Arm- und Oberkörperbewegung.
Neben dem religiösen Bezug hatte der Tanz immer auch eine wichtige Funktion zum
Finden eines geeigneten Partners und zur Eroberung einer Frau. Der kubanische
Guaguancó oder die kolumbianische Cumbia sind Werbetänze. Der Tanz bekommt so
eine erotische Note: die Paare präsentieren sich im Tanz, oft mit viel
Selbstdarstellung des Mannes. Sinnlichkeit im Tanz bedeutet dabei nicht
unbedingt engen Körperkontakt - die Partner umkreisen sich in vielen karibischen
Tänzen ohne sich zu berühren. So wird die Salsa auf dem Festland fast
ausschließlich offen getanzt, wobei der Mann die Frau meistens mit nur einer
Hand führt. Während der Drehungen umkreist er gleichzeitig die Frau, was dem
Tanz den runden tänzerischen Charakter verleiht.
Tanzstile
Als die Salsa in den 70er-Jahren in New York zunehmend populärer wurde, bildete
sich passend zur neuen Musik auch ein eigener Tanzstil: der New York Style,
bestimmt durch die kubanische und puerto-ricanische Schule und angereichert
durch eine Vielzahl anderer Tanzschulelemente. Ende der 80er-Jahre hatte er auch
die Westküste der USA erreicht und manifestierte sich dort als L.A. Style. Im
Grunde unterscheiden sich die einzelnen Stile und Schulen nicht gravierend; wer
einen dieser Tanzstile beherrscht, kann problemlos auch mit Tanzpartnern aus
anderen Schulen tanzen. Allen diesen Stilen gemeinsam ist der Grundschritt und
die Basisdrehung des Cross Body Lead. Auf dem lateinamerikanischen Festland
stand die Salsa dagegen unter einem anderen Einfluss: der Cumbia Colombiana. Von
Kolumbien aus verbreitete sich dieser von der Cumbia bestimmte Tanzstil in ganz
Lateinamerika hoch bis in die Südstaaten der USA, wo er dementsprechend Cumbia
Style genannt wurde.
New York Style
Der New York Style als Symbiose aus puerto-ricanischem und kubanischem Tanz
spiegelt alle tänzerischen Elemente der beiden Länder wieder, insbesondere den
städtisch-eleganten „Urbano“ in Havanna. Er zeichnet sich durch seine
Geradlinigkeit sowie die Verwendung von Schritttechniken und leichten
Showfiguren aus (z.B. Fallfiguren). Im Gegensatz zum L.A.-Style wird der New
York Style -insbesondere von Profis- häufig "on 2" getanzt. Der New York Style
lässt sich weiter unterscheiden in die beiden Stilrichtungen Salsa Nightclub
Style, der von Eddie Torres entwickelt wurde und dem Salsa Palladium Style.
Beide werden mit dem Ausfallschritt auf Zwei ("on 2") getanzt, aber die Schritte
im Nightclub Style werden auf 1,2,3 und 5,6,7 gesetzt während im Palladium Style
die Schritte auf 2,3,4 und 6,7,8 gesetzt werden.
Puerto Rican Style
Der Puerto Rican Style wird span. auch "salsa puertoriqueña" genannt.
Grundschritt und Tanzfiguren entsprechen dem New York Style, er wird insgesamt
aber offener getanzt. Die Partner präsentieren sich hier voreinander
wirkungsvoll durch ausgefeilte Schrittkombinationen. Puerto-ricanische Tänzer
tanzen weniger punktsymmetrisch und brauchen bei ihren Figuren oft mehr Platz.
Los Angeles Style
Der Los Angeles Style wird häufig als "L. A. Style" abgekürzt und wird immer "on
1" getanzt. Zu den Anfangszeiten des L. A. Styles beinhaltete er viele
choreographische Elemente und Showfiguren aus der klassischen Tanzschule, die
ihn bekannt machten und ihn dadurch insbesondere bei Wettbewerben und
Tanzturnieren auch heute noch in dieser Weise beliebt machen.
Inzwischen hat sich der L. A. Style in Richtung Gesellschaftstanz gewandelt, da
er auch innerhalb der Szene beliebt geworden ist und auf Salsapartys getanzt
wird. Deshalb setzen sich heutzutage im Los Angeles Style immer mehr führbare
Elemente gegenüber choreographischen durch.
Cuban Style
Der Cuban Style, auch "Casino" oder "De la calle" genannt, wird ursprünglich "on
3" und "on 2", in westlichen Regionen meistens aber "on 1" getanzt. Im Gegensatz
zu den bisher genannten Stilen ist der Cuban Style kreisförmig ausgerichtet;
darüber hinaus bestimmen Wickelfiguren und die dominante Führung das Tanzbild.
Cumbia Style
Diese auch "Latino Style" oder "Colombian Style" genannte Stilrichtung basiert
auf der kolumbianischen Cumbia und unterscheidet sich daher erheblich von den
oben genannten Formen. Charakteristisch sind die offene Tanzhaltung, das Führen
mit nur einer Hand und das kreisförmige Tanzen der Partner.
Er stammt aus Kolumbien,ist aber auch in Venezuela und in ganz Zentralamerika
verbreitet und strahl auch auf Florida ab.
In Europa wird er praktisch nicht getanzt.
Mambo Style
Eine Variante des "New York Style" präsentierte 1987 Eddie Torres, ein
Tanzlehrer und Choreograph aus New York puerto-ricanischer Abstammung und
selbsternannter "Mambo King". Er verwies darauf, dass die Salsa eigentlich vom
Mambo abstamme und forderte daher, dass man den Grundschritt gleich wie im Mambo
auf dem zweiten Schlag beginnen sollte. Sein Tanzstil wurde dementsprechend auch
"Mambo Style" genannt und fand insbesondere in den 90er-Jahren viel Beachtung.
Die Faszination beruht auf einem neuen Rhythmusgefühl beim Tanzen. Eddie Torres
selbst nannte seinen Stil dagegen "Nightclub Style". Der Nightclub Style ist der
typischte New York Style und wird weltweit von vielen Lehrern in der Tradition
von Eddie Torries unterrichtet. Eine Übersicht von New Yorker Lehrern, die den
Nightclub Style unterrichten findet sich auf [1]. Der "Palladium-Style" wird zur
Zeit z.B. von der Razz'm'tazz Dance Company aus New York unterrichtet.
Rueda de Casino
Darüber hinaus gibt es noch die „Rueda“, eine Art Kreistanz. Hier finden sich
mehrere Paare in einer kreisförmigen Formation zusammen (Rueda= span. „Rad“) und
tanzen auf Anweisung eines Sängers (=„Cantante“) synchron miteinander. Vor allem
der Einsatz von Spaßelementen wie Partnerwechsel, lauten Ausrufen oder sexuell
anzüglichen Figuren macht diese Tanzform recht beliebt. Auch die Rueda de Casino
unterscheidet sich in „Cuban Style“ und „New York Style“. Unterschiedliche
Kommandos können dabei für Verwirrung sorgen. International setzt sich daher
zunehmend der „Miami Style“ durch, der die verschiedenen Kommandos und die
Tanzfiguren vereinheitlicht.
Eine umfangreiche Liste von Rueda-Figuren gibt es im Wikibook.
Grundschritt
Salsa weist im Gegensatz zu vielen anderen Tänzen keinen einheitlichen
Grundschritt auf, wohl darf aber der Vorwärts-Rückwärts Grundschritt auf 1 als
der allgemein anerkannteste Grundschritt gelten. Salsa wird im 4/4-Takt getanzt.
Der Grundschritt beginnt auf dem ersten Schlag des Taktes und erstreckt sich
über zwei Takte, wobei der Herr im ersten Takt drei Schritte nach vorne tanzt
und anschließend drei Schritte nach hinten. Charakteristisch ist eine Pause auf
dem jeweils vierten Schlag eines Taktes. Damit spiegelt der Grundschritt den
besonderen Salsa-Rhythmus wider: zusammen mit dem Gesang und den Instrumenten
wird ein Takt mit dem ersten Schlag begonnen, die Pause jedoch legt die Betonung
zusammen mit der Perkussion auf den vierten Schlag.
Statt der Pause ist es auch üblich den 3. Schritt langsamer zu tanzen, so dass
sich der 3. Schritt über zwei Schläge des Takes erstreckt. Die Dynamik ist dann
statt "Schritt, Schritt, Schritt, Pause", dann "quick, quick, slow".
Alternativ dazu kann der Grundschritt von den Partnern auch gegeneinander
getanzt werden, indem sie beide gleichzeitig nach vorne tanzen und sich mit der
linken Hand (bzw. der rechten Hand der Frau) wieder zurückstoßen.
Auf dem lateinamerikanischen Festland wird dieser Grundschritt kaum verwendet.
Die Partner tanzen überwiegend offen in seitlichen „Laterales“, einem gekreuzten
Rückschritt. Ein geschlossener Grundschritt besteht hier z.B. aus einer
gemeinsamen halben Linksdrehung beider Partner und anschließend drei „Laterales“-Schritten
nach hinten.
Tap
Tap (englisch „klopfen“ od. „pochen“) bezeichnet beim Tanzen einen Schritt, bei
dem der Fuß unbelastet aufgesetzt wird. Manche Salsa-Tänzer tappen auf dem
vierten Schlag eines Taktes, der normalerweise eine Pause ist, um den Rhythmus
zu akzentuieren.
Shines, Pasos und Brincos
Shines (von englisch (to) shine, „glänzen“ oder „(Schuhe) polieren“), auch pasos
(spanisch „Schritte“) genannt, bezeichnen in der Salsa Schrittkombinationen, die
ohne Partner getanzt werden. Auf dem Festland werden manchmal kleine Sprünge
eingeflochten, die sogenannten brincos (spanisch „Sprünge“, „Hopser“).
Shines dienen der Selbstdarstellung der Partner und können sowohl als verspielte
Improvisationen als auch als kunstvoll choreographierte Fußtechniken ausgeführt
werden. Das Tanzen von Shines dient vielen als Aufwärmtraining. Shines bilden
die Grundlage der Salsa Aerobic.
Organisation
Salsa wird nach wie vor als Straßentanz gehandelt, d.h. im Gegensatz zu den
Tänzen des Welttanzprogramms gibt es keine offiziellen Organe, die für
einheitliche Unterrichtsgrundlagen und Turnierrichtlinien sorgen. Dadurch bietet
Salsa einerseits alle Freiheiten, was die Ausarbeitung und Kombination der
verschiedenen Techniken betrifft, bietet andererseits z.B. aber kaum Grundlagen
für standardisiert nationale oder gar internationale Wettkämpfe. Auch darf den
Titel Salsa-Tanzlehrer jeder tragen, der das möchte, denn es gibt weder eine
offiziell anerkannte Ausbildung noch ist irgendeine Form von Leistungsnachweis
dafür notwendig.
Nichtsdestotrotz hat sich die International Dance Organization inzwischen auch
der Salsa angenommen und veranstaltet unter Verwendung der für alle Tänze
gültigen Basis-Turnierrichtlinien Weltmeisterschaften in den Disziplinen Salsa
Paartanz und Salsa Rueda. Die erste Rueda Weltmeisterschaft wurde 2005 in
Bassano del Grappa (Italien) ausgetragen.