Beim Fackeltanz oder Kerzentanz tragen die Tänzer brennende Fackeln in den
Händen oder brennende Kerzen auf dem Kopf, während sie ihre Tanzfiguren
schreiten.
Historisches:
Der Fackeltanz war in alter Zeit ein der Polonaise ähnelnder Tanz, bei dem die
Tänzer Fackeln aus Wachs in den Händen trugen. Solche Tänze gehörten bereits im
antiken Griechenland und Rom zu den Hochzeitsfeiern. Konstantin der Große ließ
den Tanz um das Jahr 300 in die Hofzeremonien aufnehmen. Der Tanz war vom
Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert bei vielen deutschen Fürstenhäusern
gebräuchlich und wurde auch am Hof von Frankreich, England und Dänemark getanzt.
Die preußische Königsfamilie pflegte diesen Brauch sogar noch 1913 bei der
Vermählung der Tochter Wilhelms II. mit dem Herzog von Braunschweig. Zwölf
Würdenträger oder Pagen trugen brennende Fackeln im Tanz voran. Den ersten
Umgang machte das Brautpaar allein, dann forderte die Braut den König und dann
die anderen Fürsten auf. Dann tanzte der Bräutigam mit der Königin und den
Prinzessinnen. Ein ähnliches Zeremoniell gab es auch am französischen Hof.
Der Fackeltanz im Volkstanz:
In vielen Ländern sind im Volkstanz Fackeltänze mit unterschiedlicher
Choreographie überliefert, etwa in Österreich, Bayern, Pommern, Polen, Litauen,
Spanien. Es gibt spezielle überlieferte Tanzformen wie weiter unten angeführt.
Aber auch etliche übliche Tänze werden aus Brauchtums- oder Schaugründen mit
Fackeln aufgeführt.
Fackellaufen:
Als eine Art Tanz kann auch das Fackellaufen in der Osternacht bezeichnet
werden, das etwa in Kärnten überliefert ist. Die Bauern entzünden Osterfeuer,
jeder auf seinem Feld, daran entzünden sie ihre Holzfackeln, ziehen damit im
Gänsemarsch über die Felder, gehen in Schlangenlinien, stellen sich in
Kreuzform, Rauten oder Sternen auf. Sie drehen sich um sich selbst, so dass ihre
Fackeln wie feurige Räder wirken, tanzen Wendungen und Drehungen, werfen die
Fackeln über die steilen Bergwiesen und springen ihnen nach. Beim Osterfeuer des
Nachbarn werfen sie die Fackeln in die Glut. Dies soll reiche Ernte versprechen.
Hochzeitstanz:
Besonders im Hochzeitsbrauchtum sind Tänze mit Kerzen auf dem Kopf in vielen
Ländern überliefert oder waren früher üblich. Manchmal trägt die Braut, ein
Tänzer oder die besten Tänzerinnen einen kerzenbestückten Gugelhupf
(Kranzkuchen) auf dem Kopf. Bei jeder Runde wird eine der Kerzen ausgelöscht.
Der Gugelhupf wird anschließend gemeinsam verzehrt.
Zunfttanz:
Im Mittelalter formten in vielen Städten manche Handwerkerzünfte den Fackeltanz
zu einem figurenreichen Schautanz, der zum Ruhm ihres Handwerks und zur Ehrung
von Personen, aber auch anlässlich von Hochzeiten aufgeführt wurde. Derartiges
ist etwa in Tirol und Salzburg überliefert. Diese Tanzformen ähnelten
wahrscheinlich dem Schwerttanz oder Reiftanz. Aus älteren Hinweisen auf
derartige Tänze formte Karl Horak einen derartigen Tanz neu, der vor allem in
Tirol öfters aufgeführt wird.
Salzburger Fackeltanz:
Über 100 Tänzer und Tänzerinnen tanzen alljährlich zur Eröffnung der Salzburger
Festspiele den großen Salzburger Fackeltanz rund um den Residenzbrunnen in der
Salzburger Altstadt. Dieser Brauch wurde im Jahr 1951 neu gestaltet, angelehnt
an alte Bräuche und mittelalterlicher Zünfte.