Breakdance, Breaking, B-Boying/B-Girling ist eine ursprünglich auf der Straße
getanzte Tanzform, die als Teil der Hip-Hop-Bewegung unter afro- und
puertoamerikanischen Jugendlichen in Manhattan und der südlichen Bronx im New
York der frühen 1970 Jahre entstanden ist. Getanzt wird zu Pop, Funk oder
Hip-Hop, oft als Remix. Der dabei entstehende Breakbeat verlängert den
Instrumentalteil eines Musikstückes mittels zweier Plattenspieler und zweier
gleicher Tracks künstlich, indem er wiederholt gespielt wird und dem Breaker
dadurch eine optimale Rhythmusvorlage bietet. Hieraus leitet sich das B in
B-Boying ab, es steht für Break.
Breakdancer beim Head Spin am Stephansplatz in WienFür viele Jugendliche bot
B-Boying, wie es in den 1970er und frühen 1980er Jahren genannt wurde, eine
Alternative zur Gewalt der städtischen Straßen-Gangs. Heute fordert Breakdance
eine hohe Disziplin von den Tänzern, die oft über athletische Fähigkeiten
verfügen müssen. Breakdance ist heute eine weltweit verbreitete und anerkannte
Tanzform. Die Breakdance Kultur begreift sich als frei von Grenzen der Rasse,
des Geschlechts oder des Alters.
Entstehungsgeschichte
Vorläufer des B-Boying war 1969 ein Tanz der nach James Browns Hit Get on the
good foot Good Foot Style genannt wurde. Die Tänzer ließen sich auf den Boden
fallen, um sich dort zu drehen und passend zur Musik wieder hoch zu springen.
Die Bezeichnung B-Boys für die Tänzer soll auf den damals in New York sehr
populären DJ Kool Herc zurück gehen, der die Tänzer B (wie Break)-Boys nannte,
weil sie für ihre besonderen Aktionen die von den DJs die ausgedehnten
Instrumental-Breaks nutzten. Schon in der ersten Phase des B-Boying zu Beginn
der 1970er Jahre wurden als Einzelaktionen die Back- und Headspins entwickelt.
Zu den ersten Tänzern gehörten die Nigger Twins, The Bronx Boys oder Rock Steady
Crew.
In den Ghettos von Los Angeles und anderen Vorstädten der US-amerikanischen
Westküste entwickelten sich parallel hierzu mit dem Locking, Popping und Waving
Tanzstile des Funk-Style, die sich an den abgehackten Bewegungsabläufen von
Robotern orientierten und permanent erweitert wurden, z.B. mit der Kreaktion des
Moonwalk. Die verschiedenen Bewegungstechniken wurden schließlich im Electric
Boogaloo Style mit einander verbunden.
Ende der 1970er Jahre kamen in New York zum B-Boying schließlich - inspiriert
durch die damals populären Kung-Fu-Filme - die Powermoves hinzu, die sich an
Bewegungen verschiedener Kampftechniken, wie dem Capoeira oder dem Kung-Fu
orientierten. Als dann zu Beginn der 1980er Jahre die Medien auf die neuen
Entwicklungen in den Vorstädten und Ghettos aufmerksam wurden, hatten einige
Journalisten Breakdance als neuen Begriff für all diese verschiedenen Tanz- und
Bewegungsformen gewählt. Dieser Begriff setzte sich schließlich weltweit als
Sammelbegriff durch. Entscheidenden Anteil an der raschen weltweiten Verbreitung
hatten eine erste Dokumentation der ABC-News über eine Aufführung der Rock
Steady Crew im Lincoln Centre und vor allem Charlie Ahearns Film Wild Style, der
nur durch eine Anschubfinanzierung des ZDF möglich wurde.[1] Wild Style
dokumentiert bereits die Fusion der Tanzstile von Ost- und Westküste im New York
von 1981/82 (Tänzer: Rock Steady Crew).
Formen des Breakdance
Breakdance-Gruppe in KopenhagenBreakdance lässt sich demnach in die folgenden
Tanzformen gliedern:
Breaking/B-Boying (Ursprung in der South Bronx, NYC): Es kann prinzipiell
zwischen sog. „Powermoves“ und „Styles“ unterschieden werden. Powermoves sind
Drehungen auf allen denkbaren Körperpartien (z. B. Kopfdrehung etc.) die
beliebig miteinander kombiniert werden können. Styles setzen mehr auf den
tänzerischen Aspekt des B-Boying als auf den akrobatischen, hauptsächlich
zeichnen sich Styles durch sog. „Footworks“ (Schritte) und „Freezes“ (das
Einfrieren einer Bewegung in einer Position) aus. Hierbei entwickeln die Tänzer
eigenständig immer neue und technisch anspruchsvollere Bewegungsabläufe.
Popping oder Electric Boogie oder Robot Dance (Ursprung in Fresno, Kalifornien)
stellt eine Form dar, „mechanische“ Bewegungen (ähnlich einem Roboter)
auszuführen.
Locking (Ursprung in L.A., Kalifornien) zeichnet sich durch wildes Gestikulieren
aus, das dem Imitieren der Bewegungen von Marionetten- oder Comicfiguren nahe
kommt.
Die beiden letzten, mittlerweile eigenständigen Formen, werden oft
irrtümlicherweise zu Poplocking zusammengefasst. Die insbesondere Anfang der
1980er Jahre populären „illusionistischen Elemente“ des Electric Boogie waren
klassischen Stil-Pantomimen der Schule Marcel Marceaus entlehnt, so Die Treppe,
Der Blinde oder Der Marsch gegen den Wind (auf den zum Beispiel auch Michael
Jacksons Moonwalk zurückgeht). Dieser Schritt ist eigentlich als Backslide
bekannt und wurde von der aus Kalifornien stammenden Crew „The Electric
Boogaloos“ entwickelt.
Innerhalb der Breakdancer-Szene sprechen viele heute noch von B-Boying oder
B-Girling, um sämtliche Spielarten dieser zur Hip-Hop-Kultur gehörenden
Tanzstile zu bezeichnen.
Elemente des B-Boying
Das Breaking/B-Boying selbst umfasst mehrere Elemente:
Das Tanzen im Stand:
Brooklyn-Rocking/Battle-Rocking (Ursprung in Brooklyn, NY): Bei diesem Element
des Breakings „bekämpft“ man den Kontrahenten mit (oft provozierender) Gestik.
Toprocking beschreibt das Tanzen im Stand. Die meisten Tänzer legen Wert darauf,
dass ihr Stil, in dem sie Toprocken einzigartig ist und nicht kopiert werden
kann. Es gibt allerdings auch Basics, wie bspw. dem Indian Step, welche immer
wieder auftreten.
Downrocking oder Footworks sind Tanzschritte (Moves) am Boden. Footworks sind
die Basis für Styles.
Six-Step – Basis Schritt für Footworks und damit essentielles Element für jedes
Style Set. Variationen sind die weniger verbreiteten Four-Steps und Eight-Steps.
Styles sind Kombinationen aus Footworks und Freezes. Je nach belieben kann dabei
auch auf freezes verzichtet werden. Wichtig bei einem Style sind vor allem die
Originalität des Sets und den Stil mit dem dieser getanzt wird.
Powermoves sind die akrobatischen Elemente, (meist aber nicht unbedingt) die
Drehungen um jede beliebige Achse einschließen. Die wichtigsten sind:
Backspin- Der erste Powermove überhaupt (vorher existierten nur Top- und
Downrocks). Vom Prinzip auch der einfachste. Man dreht sich auf den
Schulterblättern. Es gibt viele Variationen z. B. den Backspin continued (man
dreht sich durch Armbewegungen immer wieder an) oder der Belly Mile (man dreht
sich über den Bauch wieder in den Backspin). Der Belly Mile ist die Vorübung zum
Windmill.
Head Spin – das Rotieren auf dem Kopf.
Tracks – wie Head Spin, nur dass man nicht 90 Grad zwischen Körperachse und
Boden einschließt, sondern lediglich ca. 45 und sich mit den Händen immer erneut
vom Boden wegdrücken muss.
Swipes – man steht auf Händen und Beinen am Boden mit dem Rücken nach unten und
springt um seine Körperachse, wobei das Bein, das Schwung holt, den Boden nie
berührt.
Airtwist oder Airflare – ist eine volle Umdrehung um die eigene Körperachse.
Dabei steht man in einem schrägen Handstand und springt eine Umdrehung in der
Luft, um wieder auf den Händen zu landen.
Ninety Nine- ist, wenn man im Handstand auf einer Hand steht und sich auf dieser
Hand um die eigene Achse dreht.
Elbowspin – Wie Ninety, gedreht wird jedoch auf dem Ellenbogen.
Two Thousander – wie Ninety, nur, dass man auf beiden Händen genau unter dem
Kopf dreht.
Handglide – Der Tänzer dreht liegender Weise auf einer Hand, den Ellenbogen
seitlich des Bauches abgestützt.
Crickets – Wie Handglide, die Drehung wird jedoch gesprungen während die andere
Hand für die Balance sorgt.
One Hand Hop – Wie Jump Turtle, nur einhändig.
Hand Hops – Dies bezeichnet das Springen im Handstand.
One Handed Hops – Dies bezeichnet das einhändige Springen im Handstand.
Elbow Hops – Ähnlich One Handed Hops, der Tänzer führt die Bewegung jedoch auf
seinem Ellenbogen aus.
Legrider – Drehung um die eigene Achse auf einem Bein.
Windmills – Liegende Drehung um die eigene Achse, während die geöffneten Beine
den Boden nicht berühren. Die Drehung erfolgt auf Schultern und oberen Rücken.
Munchmills/Pinball – Wie Windmills, allerdings mit angezogenen Beinen.
Flare – ist die gleiche Bewegung wie Flanken beim Turnen. Die gespreizten Beine
umkreisen den sich auf den Händen haltenden Tänzer in geschwungener Weise.
Freezes sind Posen, die der Tänzer einnimmt (kurz in der Bewegung verharrt und
dabei eine möglichst eindrucksvoll aussehende Figur macht), um seine Abfolge von
Tanzschritten (Set) abzuschließen oder um bestimmte Abschnitte in der Musik zu
betonen. Neben den Basics versucht jeder Tänzer auch eigene Freezes zu erfinden,
zumindest allerdings eigene Variationen oder Kombinationen einzubringen.
Baby Freeze – Der Basis Freeze. Der Tänzer steht dabei horizontal mit einer Hand
auf dem Boden. Der Ellebogen der Standhand befindet sich in der Beckengegend.
Side Freeze – Wie Baby Freeze nur ist der Ellebogen in der Nierengegend
Air chair – Wie Baby Freeze nur ist der Ellebogen am Rücken. Wegen des hohen
Grads an Gelenkigkeit einer der schwierigsten und ästhetischsten der Freezes.
Air Freezes: Der Air Freeze ist im Prinzip ein Handstand auf einem Arm. Die
Körperlage kann dabei variieren. Bspw. Kann der Rücken zum Boden zeigen, aber
auch die Seite. Ein Air Freeze, der besonders Horizontal gehalten wird, nennt
man auch Flag. Besonders beim Air freeze gibt es viele Möglichkeit, Variationen
hineinzubringen, da die Beine vollkommen frei sind.
Hollowback: Ein Handstand, bei dem versucht wird die Beine hinter dem Rücken so
weit wie möglich zu Boden zu bringen. Anders ausgedrückt: Eine Brücke, wobei die
Füße nicht den Boden berühren.
Breakdance-Wettkämpfe
Ein Headspin beim Battle of the Year CZ 2006Bei sogenannten Breakdance-Battles
treten einzelne Tänzer oder ganze Teams gegeneinander an, um ihre Fähigkeiten
unter Beweis zu stellen. In abwechselnder Reihenfolge gilt es, den
gegenüberstehenden Kontrahenten durch die eigene Darbietung zu übertrumpfen. Es
gibt Verhaltensregeln während des Wettbewerbs. So führt z. B. das absichtliche
Berühren des Gegners in den meisten Fällen zur Disqualifikation des Tänzers
(Hintergrund der Regel ist eine Schießerei, die durch das Provozieren eines
anderen Tänzers in den USA ausgelöst wurde). Bei organisierten Wettkämpfen
entscheidet eine Wertungsgericht über den Sieger, welches zumeist selbst aus
ehemaligen Tänzern besteht. International und national ausgetragene Wettkämpfe
erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, vor allem das weltweite BOTY. Oft
werden in Kombinationen mit anderen Elementen des Hip-Hop, wie z. B. Rap oder
Graffiti, Outdoor-Events organisiert, die große Zuschauermengen anziehen.
Battle of the Year
Der größte Breakdance-Wettbewerb der Welt ist der Battle of the Year, kurz BOTY,
in Deutschland, und wird jedes Jahr mit Mannschaften aus der ganzen Welt
ausgetragen. Dabei wird höherer Augenmerk auf die Show einer Gruppe gelegt. Das
BOTY ist in diesem Sinn kein normaler Breakdance-Wettbewerb, da alle Gruppen
eine Show zeigen und nur die vier erstgereihten Crews gegeneinander battlen. Zu
dem BOTY International gibt es Vorausscheidungen, die weltweit durchgeführt
werden und auch vom BOTY-Team in Deutschland organisiert werden. Die Gewinner
dieser Vorentscheidungen reisen dann, mit finanzieller Abgeltung der
Reisekosten, nach Deutschland zum BOTY International.
IBE
Zu einem der wichtigsten internationalen Battles ist mittlerweile das IBE
(International Breakdance Event) herangewachsen. Das jährlich in Rotterdam
stattfindende IBE schafft es wie keine andere Veranstaltung sowohl die
weltbesten Tänzer aus aller Welt miteinander in toller Atmosphäre tanzen.
Zumeist werden die Tänzer in Gruppen eingeteilt, z. B. „US BBoys“ oder „Korean
BBoys“. Vor allem der lockere Charakter zeichnet das IBE aus, welches 2006
jedoch abgesagt werden musste.
Zu den bekanntesten Breakdance-Wettbewerben gehören Freestyle Session, Battle Of
The Year, Mighty 4, Redbull Beat Battle, Redbull BC One, The Notorious IBE,
B-Boy Summit, UK B-Boy Championships, und World B-Boy Championships. Vor allem
in den USA gibt es des Öfteren sehr große Outdoor-Events.